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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2007

Beratungsstelle Frühe Hilfen Harburg

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Belastende Lebenssituationen wie Armut, psychische Erkrankungen und Suchtmittelabhängigkeit der Eltern, eigene traumatische Erlebnisse in der Kindheit u. a. haben oftmals negative Auswirkungen auf die Eltern-Kind- Beziehung. Insbesondere Säuglinge und Kleinkinder können in hoch belasteten Familien vielfältigen Risiken für ihre emotionale, soziale und kognitive Entwicklung ausgesetzt sein. Die gesundheitliche Entwicklung des Kindes steht in engem Zusammenhang mit den familiären Verhältnissen. Mit dem Angebot der entwicklungspsychologischen Beratung hat die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg einen Zugang zu hoch belasteten Familien geschaffen. „Frühe Hilfen“ verfolgt das Ziel, Familien frühzeitig zu erreichen, um dem Risiko von Vernachlässigung bzw. Misshandlung entgegenzuwirken. Im Zentrum der Beratung steht die Eltern-Kind-Interaktion, die aufgrund akuter oder chronischer familiärer Belastungsfaktoren massiv und nachhaltig gestört sein kann.

Die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ arbeitet im Bezirk Hamburg-Harburg in Trägerschaft des Hamburger Kinderschutzbundes und entstand aus einem regionalen Kooperationsprojekt zwischen dem Kinderschutzzentrum Hamburg- Harburg und der Mütterberatung. Seit Oktober 2003 ist die Beratungsstelle ein Projekt der sozialräumlichen Angebotsentwicklung der Jugendhilfe zur Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien.


Kontakt

Herr Ralf Slüter
Eißendorfer Pferdeweg 40a
21075 Hamburg (Hamburg)

Telefon: 040 / 79010444

E-Mail: beratungsstelle-fruehe-hilfen(at)hamburg.de

Website: http://www.kinderschutzbund-hamburg.de


Weitere Ansprechperson

Frau Monika Fischer
Eißendorfer Pferdeweg 40a
21075 Hamburg (Hamburg)


Weitere Ansprechperson

Frau Marianne Witten
Eißendorfer Pferdeweg 40a
21075 Hamburg (Hamburg)


Projektträger

Deutscher Kinderschutzbund Hamburg, Landesverband Hamburg e. V.
Fruchtallee 15
20259 Hamburg


Hintergrund

Die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg befindet sich im Bezirk Hamburg- Harburg. Dieser Bezirk liegt im Süden von Hamburg. In 19 Stadtteilen leben hier ca. 200 000 Menschen auf einer Fläche von 161 km2 (Stadtteilprofil 2005). Im Stadtteil Harburg leben 20 852 Menschen, wovon 31,1% Migrantinnen und Migranten sind (Hamburg 14,9 %). 10,5% der Bevölkerung im Bezirk Harburg bezogen 2004 Sozialhilfe (Hamburg 7,2 %). Im Januar 2005 bezogen 30 000 Menschen im Bezirk Harburg (das heißt 15 % der Anwohnerinnen und Anwohner) Hartz IV.

Ergebnisse von Längsschnittuntersuchungen des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim belegen, dass Kinder, die in familiären Belastungssituationen leben, bis zu dreimal häufiger in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind als unbelastete Kinder. Kinder, die in Armut aufwachsen, weisen schon frühzeitig Defizite und Beeinträchtigungen der kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung auf. Sowohl organische (motorische und kognitive Funktionen) als auch psychosoziale Risiken (kognitive und sozialemotionale Entwicklung) tragen zu einer ungünstigen Prognose bei. Während prä- und perinatale Komplikationen vor allem motorische und kognitive Funktionen beeinträchtigen, konzentrieren sich die Auswirkungen belasteter familiärer Lebensverhältnisse auf die sozial-emotionale Entwicklung. Frühkindliche Entwicklungsstörungen haben spezifische und langfristige Auswirkungen, die sich später in ungünstigen schulischen Entwicklungen niederschlagen. Die Förderung der frühen Eltern-Kind-Beziehung ist für die Bildung von Schutzfaktoren und Entwicklung von Resilienz (Widerstandsfähigkeit) grundlegend (Laucht 2001).

Die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg ist aus dem Angebot der „Schreibaby-Beratung“ entstanden: Im Zeitraum von 2000 bis 2002 hat das Kinder- und Familienhilfezentrum im Kinderschutzzentrum Hamburg-Harburg das Kooperationsprojekt „Frühe Intervention als Prävention von Kindesvernachlässigung“ entwickelt. Frühzeitig sollte zu Eltern, die aufgrund psychischer, sozialer und wirtschaftlicher Belastungen Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Säuglingen und Kleinkindern haben, ein Zugang gefunden werden, um ihnen Unterstützung und Hilfe anzubieten, bevor sich bei den Kindern schwere Schädigungen durch Vernachlässigung verfestigt haben. Das Kinderschutzzentrum wurde von den Familien allerdings häufig erst aufgesucht, wenn die Kinder im schulpflichtigen Alter waren, obwohl die Probleme bereits seit der Geburt zu beobachten waren. Die Mütterberatung, die im Kontakt zu den betroffenen Eltern stand, sah sich mit dem Problem konfrontiert, dass die Empfehlung, das Kinderschutzzentrum aufzusuchen, von vielen Eltern als negativ und stigmatisierend empfunden wurde.

Daraufhin wurde das Angebot „Schreibaby-Beratung“ entwickelt, um Eltern einen unbelasteten Zugang zu Unterstützungsmaßnahmen anzubieten. Der Titel dieses Projekts signalisierte Unterstützung für alle Eltern, deren Säuglinge sogenannte Schreibabys waren, ohne dabei zu stigmatisieren, und versprach Beratung und Entlastung.

In diesem Kooperationsprojekt arbeitet die Sozialpädagogin des Kinderschutzzentrums mit der Ärztin und Kinderkrankenschwester der Mütterberatung (öffentlicher Gesundheitsdienst) auf der Basis einer verbindlichen, vertraglich festgelegten Kooperationserklärung zusammen.

Die Mütterberatung in Harburg zeichnet sich durch eine niedrigschwellige Arbeitsweise aus, sie übernahm gezielt die Auswahl und Vermittlung der hoch belasteten Familien. Der Zugang zum Kinderschutzzentrum wurde für Eltern mit Säuglingen/Kleinkindern durch die direkte Ansprache der Mitarbeiterinnen der Mütterberatung für die Familien ermöglicht.

Nach zweijähriger, erfolgreich verlaufener Zusammenarbeit wurde am 01.10.2003 die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg des Kinderschutzbundes Hamburg im Rahmen der Weiterentwicklung der Jugendhilfe gegründet. Sozialräumlich orientiert, soll im Verbund mit anderen Angeboten dazu beigetragen werden, das Fallaufkommen der Hilfen zur Erziehung zu reduzieren.

Die Kooperation zwischen der Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ und der Mütterberatung ist weiterhin ein wichtiger Baustein dieses Projekts. Seit dem 01.04.2005 arbeiten eine Sozialpädagogin und eine Psychologin mit insgesamt 50 Wochenstunden in der Beratungsstelle. Die Beratungsstelle bietet Eltern Hilfe und Unterstützung für den Aufbau der frühen Eltern-Kind-Beziehung und fördert die Erziehungskompetenz der Eltern. Andere, die Eltern begleitende Institutionen aus dem Stadtteil – wie die Mütterberatung, die Kinderärztin u. a. – werden kontinuierlich in den Hilfeprozess mit einbezogen.


Vorgehen

Im Jahr 2005 wurden in 86 Fällen Eltern mit ihren Säuglingen oder Kleinkindern von den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ begleitet und unterstützt (Jahresbericht 2005). 54,7% der Eltern waren deutscher Nationalität, 31,3% waren Familien mit Migrationshintergrund, 14% der Familien waren bi-national oder Aussiedlerfamilien.

Das Beratungsangebot des Kinderschutzbundes ist ein spezielles Angebot zur Unterstützung der frühen Eltern-Kind-Beziehung. Den Eltern wird geholfen, die Signale und Bedürfnisse ihres Säuglings wahrzunehmen, richtig zu deuten und angemessen zu reagieren. Sie erfahren praktische Begleitung und Hilfe in konkreten Situationen, etwa beim Beruhigen oder Füttern des Kindes oder bei Einschlaf- und Spielsituationen. Ziel ist es, die Eltern-Kind-Beziehung zu stabilisieren, die Familie insgesamt zu entlasten und zu stärken und somit eine gesunde Entwicklung des Kindes in der Familie zu fördern.

Die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ ist im Sozialraum sehr gut vernetzt, sodass ein Großteil der Familien von Professionellen anderer Einrichtungen oder Bereiche an die Beratungsstelle verwiesen wird. Die Beratung ist kostenlos und immer freiwillig. Im letzten Jahr wurden 18 Familien durch die Kinderärztinnen bzw. -ärzte oder die Klinik, weitere 18 Familien durch die Mütterberatungsstelle und sieben Familien durch Hebammen oder medizinische Therapieangebote auf die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ aufmerksam gemacht. Weitere Empfehlungen kamen von den allgemeinen sozialen Diensten, Elternschulen, Kindertagesheimen oder anderen Beratungsstellen. Im Hilfeprozess werden die genannten Akteurinnen und Akteure mit einbezogen, so kann beispielsweise die Kinderkrankenschwester der Mütterberatung die Eltern bei der Umsetzung von Anregungen für die Einschlafsituation im Rahmen ihrer Hausbesuche unterstützen und anleiten.

Die Methoden der Beratung und Therapie sind vielfältig: Nach einer ausführlichen Diagnostik der Interaktion zwischen Eltern(-teil) und Kind wird mithilfe von Schlaf- oder Fütterprotokollen, Video-Feedback-Arbeit oder Wissensvermittlung die Zusammenarbeit mit den Eltern gestaltet. Das kann mit der gesamten Familie (2005: 15,3% der Fallkontakte), mit dem alleinerziehenden Elternteil (13,4% der Fallkontakte), dem Ehepaar (1,7% der Fallkontakte), dem Elternteil mit Kind (23,7% der Fallkontakte), der Mutter allein (23,1% der Fallkontakte) oder bei Hausbesuchen (20% der Fallkontakte) oder in der Begleitung zu Institutionen (1,2% der Fallkontakte) verlaufen.

Die Video-Feedback-Arbeit ist ein ressourcenorientierter Ansatz. Positive Verhaltenssequenzen zwischen Eltern und Kind werden den Eltern präsentiert mit dem Ziel, die Eltern zu stärken und Anknüpfungspunkte für eine gelungene Eltern-Kind-Beziehung zu finden.

Den Eltern werden Informationen zur allgemeinen Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern vermittelt. Aus diesem größeren Verständnis sowohl für das kindliche Verhalten als auch für die eigenen Gefühle und Reaktionen der Eltern, entwickeln die Mitarbeiterinnen gemeinsam mit den Eltern konkrete und für die Eltern leicht umsetzbare Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit dem Kind. Diese Ideen sind immer an den Möglichkeiten, Normen und Werten und den Gefühlswelten der Eltern orientiert. Hausbesuche ermöglichen einen Einblick in die konkrete Lebenswelt der Familie.

Als SAE-Projekt (Sozialraumorientierte Angebotsentwicklung) ist „Frühe Hilfen“ Teil der fachübergreifenden Kooperation im Sozialraum; in diesem Ballungsraum treffen sich einmal monatlich Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Schule, Kita, soziale Dienste, Mütterberatung, Stadtteilentwicklung u. a. zum fachlichen Austausch und zur Einzelfallbesprechung.


Good Practice in

Nachhaltigkeit

Tragende Säule des Projekts ist die vereinbarte Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsbereich.

Die Mütterberatung hat im Stadtteil einen unmittelbaren und unbelasteten Zugang zu Eltern in schwierigen Soziallagen. Sie kann jedoch nur einen beschränkten Umfang an Unterstützung bei den beobachteten Beziehungs- und Erziehungsproblemen leisten. Die zusätzlichen Angebote des Kinderschutzzentrums werden von diesen Risikofamilien jedoch aus Angst vor Stigmatisierung wenig in Anspruch genommen.

Um dieser Problematik zu begegnen, wurde nach neuen innovativen Wegen gesucht. Hieraus entwickelte sich die beschriebene Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsbereich und letztendlich das Projekt „Frühe Hilfen“ Harburg.

Der gelungenen Kooperation sind folgende Erkenntnisse vorausgegangen: Respekt und Wertschätzung der Kooperationspartner, Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Hilfsmöglichkeiten, Zugewinn an Fachlichkeit durch die Anerkennung der eigenen Grenzen und die Sicherheit, dass beide Träger in gleicher Weise von der Kooperation profitieren.

Die Kooperation ermöglicht einen professionsübergreifenden Austausch und damit eine diagnostische Sicherheit, ob bzw. wann weitere therapeutische Maßnahmen notwendig sind. Der Blick aus der gemeinsamen Perspektive von Gesundheit und Jugendhilfe ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtungsweise und erleichtert die Einschätzung der notwendigen Unterstützungsangebote. Die Angebote der Kooperationspartnerinnen und -partner ergänzen sich zugunsten der betroffenen Familien: Hausbesuche der Kinderkrankenschwester, offene Angebote der Mütterberatung, verbindliche Einzelfallhilfe der Sozialpädagogin etc.

Die Interventionen werden aufeinander abgestimmt und ihre Wirksamkeit regelmäßig überprüft. Dabei wird in zweierlei Weise vorgegangen. Zum einen werden im direkten Elternkontakt die Eltern zur Wirksamkeit der verschiedenen, sich ergänzenden Hilfen befragt: Nehmen die Eltern Entlastung und eine Zunahme an Kompetenzen wahr? Wie ist die Befindlichkeit der Eltern, des Kindes? Was hat sich bereits verändert? Was hat geholfen? Unterstützung bei diesen Elterngesprächen bieten Videoaufnahmen und Video-Feedback.

Zum anderen führen die Mitarbeiterinnen Fallbesprechungen durch bzw. treten mit den beteiligten Kooperationspartnerinnen und -partnern in einen fachlichen Austausch. Inhalte sind: Einbeziehung der veränderten Befindlichkeit der Eltern sowie des Kindes, Austausch über Verhaltens- bzw. Einstellungsänderungen bei den Eltern und Veränderungen im Verhalten des Kindes als Reaktion auf den veränderten elterlichen Umgang. Darüber hinaus wird erörtert, wie die Hilfen angenommen werden und ob es die richtigen Hilfen sind. Im Fachteam können die Mitarbeiterinnen auf videogestützte Supervision zurückgreifen und führen kollegiale Fallbesprechungen durch. Diese gelungene Zusammenarbeit wurde in der Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg weiterentwickelt und somit die Nachhaltigkeit des Kooperationsprojekts gesichert.

Seit Oktober 2003 wird die Zusammenarbeit auf weitere Kooperationspartner im Stadtteil ausgeweitet. Einzelfallbesprechungen finden nun nicht nur mit der Mütterberatung, sondern auch mit anderen Einrichtungen des Stadtteils statt: regelhaft im Arbeitskreis „Frühe Hilfen Heimfeld“, im Sozialraumteam, mit dem Kinderschutzzentrum Harburg und einzelfallbezogen mit den jeweils beteiligten Einrichtungen.

Ein weiteres innovatives Element des Projekts stellt der Methodeneinsatz dar. Im Rahmen der Arbeit mit Familien wird mit innovativen Methoden gearbeitet, dazu zählt vor allem Video-Feedback. Mithilfe dieser Methode werden den Eltern/Müttern Sequenzen gelungener Gegenseitigkeit, das heißt kurze Augenblicke des geglückten Kontaktes zwischen Eltern und Kindern heraus- geschnitten und in der Beratung mit den Eltern betrachtet. Mütter und Väter erleben sich dabei in ihrer Elternkompetenz gestärkt und werden zum eigenen Modell für erfolgreiche Kontakt- und Beziehungsgestaltung zu ihrem Kind. Diese videogestützte Arbeit ist ressourcen- und lösungsorientiert und ermöglicht den Eltern ein Lernen am direkten Erfolgserlebnis.

Das Ziel, die Risikofamilien so früh wie möglich zu erreichen, ist handlungsleitend; dafür entwickelt die Beratungsstelle immer neue Wege und baut neue Partnerschaften auf. Die Kooperationsbeziehungen werden auf weitere Berufsgruppen ausgeweitet. Dazu werden in naher Zukunft zum Beispiel auch die geburtshilflichen Abteilungen der Krankenhäuser zählen.

Integriertes Handeln

Ziel der SAE-Angebote ist es, freiwillige, niedrigschwellige, lebens- und adressatenorientierte Zugänge zu Leistungen und Angeboten zu ermöglichen. Partizipation der Betroffenen genießt dabei eine besondere Bedeutung. Angebote sollen schnell zugänglich sein und unbürokratische und im Alltag wirksame Hilfe anbieten. Ziel ist auch, die Durchlässigkeit zwischen den Leistungsbereichen der Jugendhilfe untereinander und in angrenzende Verantwortungsbereiche zu erhöhen, die für die Erziehungsleistungen von Familien und das Aufwachsen junger Menschen von Bedeutung sind (zum Beispiel Kindertagesbetreuung, Schule, Gesundheit, soziale Stadtentwicklung, Arbeitsverwaltung [Freie und Hansestadt Hamburg, Globalrichtlinie GR J 12/03]).

Gemäß dieser Richtlinien ist die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ im Sozialraum- Team Harburg-Kern Mitglied. Hier treffen sich einmal im Monat alle Akteurinnen und Akteure, die Hilfsangebote für Familien anbieten. Dazu zählen unter anderem Kindertagesstätten, allgemeine soziale Dienste, Familienbildung, Anbieter der Hilfen zur Erziehung, das Kinderschutzzentrum und das Gesundheitsamt. Diese Struktur soll dazu beitragen, unterstützende Angebote für Familien zu organisieren und zu optimieren. Bei Bedarf werden durch zusätzliche Interventionen Angebotslücken geschlossen, wie zum Beispiel mit dem Angebot der Erziehungsberatung für Türkisch sprechende Eltern in der kommunalen Erziehungsberatungsstelle.

Sozialräumlich orientiert arbeitet die Beratungsstelle in Heimfeld-Nord und Eißendorf-Ost mit den vor Ort tätigen Sozialraum-Teams. Zudem beteiligt sich das Team am Arbeitskreis „Frühe Hilfen“. Dieser AK ist ein Zusammenschluss innerhalb des Sozialraums Heimfeld, der – im Gegensatz zum Sozialraum- Team – ausschließlich Familien mit Säuglingen und Kleinkindern als Zielgruppe hat. Mitglieder dieses Arbeitskreises sind die Ärztin und Kinderkrankenschwester der Mütterberatung, Sozialberatung und andere Anbieter der „Frühen Hilfen“ und der „Allgemeine Soziale Dienste“. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, Fallbesprechungen durchzuführen und fallunabhängig eine sozialraumorientierte Zusammenarbeit im Bereich „Frühe Hilfen“ zu installieren. Der Austausch ermöglicht den Kooperationspartnern Aufgaben und Zuständigkeiten zu klären, durch Verantwortungsübernahme werden sie entlastet und können sich gegenseitig unterstützen. Die Kontinuität in der Begleitung der Eltern ist gesichert und die Wirksamkeit der einzelnen Angebote wird verbessert.

Neben der verbindlichen Einzelfallhilfe werden auch Fortbildungen für andere Berufsgruppen, die mit den betroffenen Familien in Kontakt stehen (zum Beispiel Erzieherinnen), entwickelt und angeboten. Neben Fortbildungen bietet die Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ Harburg Fachberatungen und Fallsupervisionen für Erzieherinnen im Krippenbereich an.

Niedrigschwellige Arbeitsweise

Die erfolgreiche Kooperation im stadtteil- und zielgruppenbezogenen Netzwerk trägt entscheidend zur Erreichbarkeit der Risikofamilien bei und ermöglicht diesen einen niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten. Die Beratungsstelle genießt sowohl bei den Akteurinnen und Akteuren als auch bei den Familien des Stadtteils einen hohen Bekanntheitsgrad, die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen zeichnet sich durch eine hohe Verbindlichkeit aus: Kooperationspartner aus dem Sozialraum (Kinderärztinnen und -ärzte, ASD, Mütterberatung u. a.) fragen direkt nach, ob die Familie die Beratungsstelle aufgesucht hat, oder kündigen die Familie mit Bitte um Rückmeldung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an.

„Frühe Hilfen“ bietet Beratung und Unterstützung für alle Eltern in Krisen, das heißt, das Projekt ist offen und integrativ angelegt; Menschen, die Hilfe in Anspruch nehmen, werden nicht per se stigmatisiert.

Niedrigschwelligkeit wird auch durch den wertschätzenden und respektvollen Umgang gegenüber den Ratsuchenden hergestellt. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle „Frühe Hilfen“ begegnen den Familien mit einer positiven Haltung und suchen in ihrer Arbeit die Ressourcen der Betroffenen auf. Unterstützend ist dabei der Einsatz des Video-Feedbacks: Hier können Eltern sich in positiven Situationen erleben, ihre vorhandenen Kompetenzen stehen im Mittelpunkt.

Das Team der Beratungsstelle arbeitet nach dem Prinzip „Hilfe und Unterstützung“, das heißt, die Rat suchenden Familien werden mit ihrer Problemsicht, ihrer möglichen Abwehr und Angst ernst genommen. Ziel ist, den Kontakt zu den Eltern zu halten, unabhängig davon in welchem Konflikt sie sich derzeit befinden, um das Leugnen der Problematik abzubauen und die Eigenmotivation der Eltern zu fördern.

Gelingen kann dies den Mitarbeiterinnen, die alle therapeutische Zusatzausbildungen absolviert haben, mithilfe von teaminterner Supervision und Fallbesprechung. Den „Blick über den Tellerrand“ hinaus ermöglicht die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen zu Themen wie Zugang zu Risikofamilien, Kindeswohlgefährdung u. a.

Die Beratung der Familien findet in einem persönlichen Gespräch statt. Bei Bedarf und mit Einverständnis der Eltern bzw. der Mütter suchen die Mitarbeiterinnen die Familien zu Hause auf. Diese Mischung aus Komm- und Gehstruktur ermöglicht den Professionellen einen Einblick in die Lebenssituation der Familien. Die Hausbesuche werden von den Familien grundsätzlich positiv aufgenommen; sie erkennen die aufsuchende Arbeit als Entlastung und als Unterstützung zur Beschleunigung des Beratungsprozesses an und fühlen sich in ihrer gesamten Lebenssituation wahrgenommen und wertgeschätzt.

Dass den Eltern durch die Inanspruchnahme des Angebots keine Kosten entstehen, erhöht vor allem bei sozial benachteiligten Familien die Erreichbarkeit und damit den Erfolg des Projekts.


Literatur

Laucht, M. (2001): Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Tagungsvortrag. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Soziales und Familie, Amt für Familie, Jugend und Sozialordnung, Globalrichtlinie GR J 12/03, Sozialräumliche Angebotsentwicklung.


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Oktober 2003

Abschluss: kein Ende geplant


Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Unter 1 Jahr
  • 1 bis 3 Jahre
  • 4 bis 5 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Elternschaft / Schwangerschaft
  • Gewaltprävention
  • Psychische Gesundheit

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Stand

07.05.2015

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