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Gute Praxis konkret: Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Im Rahmen von Par­ti­zi­pa­ti­on können (alters-)spezifische Bedürfnisse benannt und umgesetzt, Eigeninitiativen angeregt und das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Durch die Berücksichtigung der Perspektive der Kinder und Jugendlichen können Angebote bedarfsgerecht geplant und umgesetzt werden. Die altersbedingten Unterschiede von Interessen und Vorlieben der Beteiligten machen die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zu einer Herausforderung. Die Beteiligung der Zielgruppe bildet jedoch eine wichtige Grundlage für die Entwicklung des Demokratieverständnisses von Kindern und Jugendlichen.

Ressourcen

Gerade junge Menschen sind sehr aufgeschlossen gegenüber partizipativen Verfahren. Sie können im Rahmen von Teilhabeangeboten Kompetenzen und Einstellungen entwickeln - wie das Erkennen und Formulieren eigener Wünsche sowie Bedürfnisse, das Einbringen und Präsentieren eigener Vorschläge aber auch die offene Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und das Suchen nach Alternativen - die wichtige Ressourcen für ein selbstbestimmtes Leben darstellen und sich positiv auf das Zusammenleben mit ihrem sozialen Umfeld auswirken. Im Laufe der Beteiligungsprozesse erweitern sie ihr Problembewusstsein und üben sich in demokratischen Verhalten. Wenn für die entsprechenden Altersgruppen angemessene Beteiligungsverfahren eingesetzt werden, ist Partizipation in allen Altersgruppen - also beispielsweise auch mit Kindern im Kita-Alter -  möglich.

  • Kinder und Jugendliche besitzen ein hohes kreatives und gestalterisches Potential. Beteiligungsverfahren, die sich am jeweiligen Entwicklungs- und Kenntnisstand orientieren, nutzen dieses Potential für neue Ideen und Lösungsansätze.

So macht es das Marburger Gesundheitsnetzwerk für Kinder „mittendrin“

Das „Marburger Gesundheitsnetzwerk für Kinder „mittendrin““ setzt bei der Beteiligung der Kinder statt auf sprachlastige Formen auf eher gestalterische und kreative Methoden wie die Sozialraumerkundung. Während des Baus von Spielgeräten im Wohnumfeld werden Dokumentationstische eingerichtet, die den Kindern als Medium dienen, um den Bau- und Prozessverlauf festzuhalten. Im Sinne einer Zukunftswerkstatt überlegen, malen und gestalten die Kinder wie sie sich eine weitere Gestaltung des Platzes vorstellen.

  • Kinder und Jugendliche sind Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenswelt und somit die ersten Ansprechpartner, wenn es darum geht, ihre Lebenswelt zu gestalten und Angebote so zu entwickeln, dass sie von ihnen angenommen und genutzt werden.

So macht es das Projekt „Waldameisen“

Im Projekt „Waldameisen“ besuchen Kita-Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren besuchen dreimal wöchentlich bei Wind und Wetter ein Waldstück. Im Tagesablauf bestimmen die Kinder zum größten Teil ihre Aktivitäten im Wald selbst. Sie orientieren und organisieren sich eigenständig, spielen und gestalten gemeinsam in kleinen Gruppen oder auch einzeln. Sie haben „Zeit“ und „Raum“ für ihre eigenen Forschungen und Experimente. Sie bauen in kleinen Gruppen Hütten. Sie erstellen dafür selbstständig die Planung, sammeln das dafür notwendige Totholz, sprechen die Bauvorhaben gemeinsam ab und arbeiten intensiv am Aufbau der Hütten.

  • Mitunter werden Probleme, die von Seiten der Erwachsenen (noch) nicht gesehen werden, durch die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erst aufgedeckt.

So macht es das Projekt „Kiezdetektive“

Das Projekt „Kiezdetektive - Kinderbeteiligung für eine gesunde und zukunftsfähige Stadt“ bezieht Kinder zwischen 6 und 14 Jahren als Experten in eigener Sache in Planungs- und Entscheidungsprozesse zur nachhaltigen gesunden Stadtentwicklung und -gestaltung ein. Sie erkunden als Kiezdetektive ihr Lebens- und Wohnumfeld, ermitteln Probleme, aber auch „Schätze“, dokumentieren diese in Form einer Ausstellung und präsentieren die Ergebnisse auf einer Kinderversammlung den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern, die mit ihren Verwaltungen, freien Trägern und gemeinsam mit den Kindern aufgefordert sind, die Probleme zu bearbeiten. Nach ca. sechs Monaten werden auf einer Folgeversammlung die Umsetzungsergebnisse nachgefragt. Die Kinderbeteiligung ist als langfristiges Projekt angelegt.

  • Durch die konsequente Beteiligung im Alltag und mit Hilfe altersgerechter Mitbestimmungsverfahren können die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen gestärkt und weiterentwickelt werden.

So macht es der „Abenteuerspielplatz und Kinderbauernhof Waslala“

Auf  dem  „Abenteuerspielplatz und Kinderbauernhof Waslala“ in Berlin Treptow-Köpenick können Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren durch Mitbestimmung bei Bau- und Gestaltungsprojekten oder die Teilnahme an der Kinderversammlung lernen, ihre Interessen zu vertreten, sich mit anderen Meinungen auseinander zu setzen und so im demokratischen Miteinander üben. Dabei wird gezielt auf Formen der mündlichen Auseinandersetzung zurückgegriffen, da es vielen Kindern, die auf den Abenteuerspielplatz kommen, schwerfällt, sich schriftlich auszudrücken. Ein Kummerkasten oder „Was wollt ihr machen?“- Listen werden bspw. von den Kindern wenig genutzt. Vor allem die Kinder, die regelmäßig den ASP aufsuchen, sich einbringen bzw. rege am Meinungsaustausch beteiligen, gelingt es zunehmend, ihre Meinung deutlich zu vertreten.

  • Die Stärkung des Selbstwertgefühls und die Fähigkeit, sich in Entscheidungsfindungsprozessen zu behaupten, sind wichtige Ressourcen für ein gesundes Aufwachsen und kommen dem sozialen Miteinander zugute.

So macht es die „Kinderbrücke“

Die „Kinderbrücke - Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern“ als Projekt der Brücke Dithmarschen e.V. will einen Beitrag zur Reduzierung der psychosozialen Belastungen der Kinder psychisch kranker Eltern leisten und die Isolation der Kinder durchbrechen. Die Kinder werden in die Programmplanung und Ausgestaltung der Gruppennachmittage stets mit einbezogen. Gruppenfähigkeit, das Ergreifen von Eigeninitiative und ein gewisses Verantwortungsgefühl werden in gemeinsamen sozialen Lernprozessen gefördert. Das dies gelingt, zeigt eine Gruppe von Mädchen, die sich der „Kinder-Brücke“ entwachsen fühlt und derzeit die Gründung eines Mädchentreffs in Angriff genommen hat. Unterstützend stehen die ihnen bekannten Mitarbeiterinnen der „Kinder-Brücke“ weiterhin zur Seite, jedoch nur, wenn sie diese Unterstützung anfordern.

Herausforderungen

Durch die starke Differenzierung des Alters in der Zielgruppe Kinder und Jugendliche ist es notwendig, auf Entwicklungsstand, Fähigkeiten und Interessen zu achten. Angepasste Zugangsmöglichkeiten sind erforderlich, um die jeweilige Altersgruppe zu erreichen und Ausgrenzung zu vermeiden. Hier sollten auch Dynamiken der Peergroups berücksichtigt und darauf geachtet werden, dass bereits isolierter Kinder und Jugendlicher bspw. durch Mobbing nicht weiter ausgegrenzt werden. Bevor partizipative Verfahren angewandt werden können, müssen insbesondere Eltern, Erzieher oder Lehrer mit der Idee und möglichen Methoden vertraut gemacht werden und bereit sein, sich auf die Ergebnisse der Beteiligungsprozesse einzulassen. Wichtig für den Erfolg ist eine gleichberechtigte Kommunikation, die die Beiträge der Kinder und Jugendlichen ernst nimmt. Besonders bei Jugendlichen kann die Akzeptanz gesundheitsförderlicher Maßnahmen durch Partizipation verbessert werden.

  • Die Beteiligung der Kinder und Jugendliche an Entscheidungsprozessen und deren Ergebnisse müssen ernst genommen werden. Dies erfordert oftmals ein Umdenken und Dazulernen auf Seiten der Erwachsenen.

So macht es das Projekt „Kinder gestalten ihren Naschgarten“

Das Projekt „Kinder gestalten ihren Naschgarten“ in Holzminden ermöglicht Kindern im Alter von 3 bis 12 Jahren Naturspielerlebnisse in Form von offenen Erfahrungs-, Bewegungs- und Spielräumen verbunden mit einem natürlichen Obst- und Gemüseanbau. Für die Erwachsenen bedeutet die partizipative Einbeziehung der Kinder in Planung, Aufbau und Ernte des Naschgartens häufig, sich mit den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen zurückzunehmen, den Kindern gut zuzuhören und ihnen Freiräume anzubieten - kurzum: sich auf die Rolle des unterstützenden Moderators zu beschränken. Sie begleiten und unterstützen, geben Impulse, machen auf Stolpersteine aufmerksam und zeigen, wo nötig, auch Grenzen auf. Die Beteiligung der Kinder findet im Alltag statt. Ideen, die beim Spielen und Handeln aufkommen, sollen umgesetzt werden, was für die Arbeit in der Kindergruppe bedeutet, Kinder immer wieder zu fragen, was sie machen möchten und sie daraufhin eigene Projekte entwickeln zu lassen.

  • Um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ernsthaft und nachhaltig zu etablieren und somit auch höhere Partizipationsstufen zu erreichen, müssen entsprechende Strukturen geschaffen werden.

So macht es das Projekt „GESUND LEBEN LERNEN“

Das Projekt GESUND LEBEN LERNEN in Hannover begleitet Schulen in sozialen Brennpunkten und gibt ihnen ein Vorgehen und Instrumente an die Hand, die aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (z.B. Bildung einer Steuerungsgruppe und Arbeit in Gesundheitszirkeln) stammen und Partizipation einfordern bzw. zunehmend erreichen. Insbesondere können Schülerinnen und Schüler, z.B. durch Befragungen oder Gesundheitszirkel, konkret ihre Problembereiche benennen und an der Lösungsfindung mitarbeiten. Die Schulen machen die Erfahrung, dass die Einbeziehung der Schülerperspektive zu einer Ressource im Umgestaltungsprozess wird.

  • Auch wenn Jugendliche Beteiligungsverfahren gegenüber eher aufgeschlossen sind, bedarf es mitunter besonderer Strategien, um sie für eine Teilnahme zu gewinnen.

So macht es das Projekt „Unser Platz“

Im Projekt „Unser Platz“ in Berlin-Marzahn gingen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektes gezielt auf die bisherigen Nutzerinnen und Nutzer des bis dahin nicht betreuten Platzes - zu etwa 90 Prozent Jungen - zu und ermittelten deren Wünsche. Anschließend wurden durch den Kontakt mit umliegenden Einrichtungen weitere Nutzergruppen sukzessive erschlossen. In allen Gremien und an allen Entscheidungen sind und waren die Nutzerinnen und Nutzer von Anfang an mitbeteiligt und stimmberechtigt. Die Teilnehmenden gestalten die Trainings mit und entscheiden, ob sie zum Beispiel mit oder ohne Musik trainieren, Übungen abwandeln und auch wann sie konkret trainieren. Die Trainerinnen und Trainer geben lediglich den regelmäßigen zeitlichen Rahmen vor und sorgen für die inhaltliche Gestaltung.