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Gute Praxis konkret:
Empowerment bei Arbeitslosen

Empowerment zielt darauf ab, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln und verbessern, ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben selbst zu gestalten. GesundheitsförderInnen sollen durch ihre Arbeit dazu beitragen, alle Bedingungen zu schaffen, die eine „Bemächtigung“ der Betroffenen fördern, und es ihnen ermöglichen, ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen (Stark 2003). Auch die Ottawa Charta (1986) sieht vor, dass „alle Menschen befähigt werden, ihr größtmögliches Gesundheitspotential zu verwirklichen.“ In schwierigen Lebenslagen wie Arbeitslosigkeit kann Empowerment als die gemeinsame Suche nach Wegen aus erlernter Hilflosigkeit und entmutigender Abhängigkeit heraus verstanden werden

Ressourcen

Zur Grundhaltung professioneller Akteure im Sinne des Empowerments gehört die Ressourcenorientierung. Beratung, Begleitung und Unterstützung vermeiden eine „fürsorgliche Belagerung“ und pflegen eine Kooperation mit den Betroffenen auf Augenhöhe. Professionelle Helferinnen und Helfer verstehen sich in einer anwaltschaftlichen Rolle als Mentorinnen und Mentoren.

  • Arbeitslose besitzen umfangreiche Erfahrungen aus ihrem Alltags- und Berufsleben, welche aktiviert und bewusst gemacht werden und so das Selbstbewusstsein und die soziale Vernetzung stärken.

So macht es das Projekt „Bewegung und Prävention“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt „Bewegung und Prävention“übernehmen in Sportvereinen konkrete Aufgaben wie beispielsweise den Aufbau neuer Sportgruppen, die Mitarbeit in bestehenden Gruppen oder Verwaltungsaufgaben. Die praktische Arbeit liefert die Grundlage für Fragen zu Organisation und Planung, die im Unterricht und bei Gesprächen an den Einsatzorten in den Vereinen aufgegriffen werden.

  • Arbeitslose verfügen über viel Zeit, die von manchen als Stress wahrgenommen wird, jedoch für die Entwicklung neuer Perspektiven, Informationsbeschaffung und Weiterqualifikation genutzt werden kann.

So macht es das Trainingsprogramm „AktivA“

Ausgangspunkt für das erste Modul des Trainingsprogramms „AktivA“ ist der Umgang mit frei verfügbarer Zeit. Dafür wird zunächst die bisherige Wochenplanung der Teilnehmenden dokumentiert. Daraufhin werden Möglichkeiten erarbeitet, um ein stärkeres Gleichgewicht herzustellen zwischen:

  • notwendigen und angenehmen Aktivitäten,
  • körperlichen und geistigen Aktivitäten,
  • individuellen und gemeinsamen Aktivitäten.

Das Modul schließt mit der konkreten Planung von zwei Aktivitäten je Teilnehmer/in, die als erste Schritte zu einer ganzheitlichen Aktivitätenplanung dienen.

  • Ein aktiver Umgang mit Problemen und die Bereitschaft, Fremdbestimmtheit zu überwinden, eröffnen neue Handlungsspielräume.

So macht es das Modellprojekt „BEAM“

Zum Modellprojekt BEAM in Hattingen und seiner Anschlussprojekte GLEISE, AlfA und TOP JOB gehört(e) eine „Individuelle Integrationsplanung“ mit detaillierten Zielvereinbarungen und kontinuierlicher Dokumentation der Entwicklungen, die die Bereiche Beruf, Gesundheit und Soziales umfasst. Diese Planung wird zusammen mit den Teilnehmenden erarbeitet.

  • Durch die Bereitstellung von instrumentellen Hilfen (Räume, Finanzen etc.) können Gruppen gemeinschaftliche Stärke und Handlungsfähigkeit gewinnen.
  • Neugier und ein gemeinsamer Prozess des „Suchens“ entstehen häufig in Selbsthilfe-Zusammenhängen. Ihre Mitglieder erleben über die eigene Betroffenheit hinaus die Notwendigkeit, sich mit sozialen und politischen Fragestellungen zu beschäftigen.

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Die professionelle Arbeit mit partizipativen Werkstattmethoden (wie etwa Gesundheitskonferenzen, Zukunftswerkstätten) kann diese Entwicklungen befördern.

Im Rahmen des „Modellvorhabens Bürger(in)arbeit“ in Mecklenburg-Vorpommern ist folgende Übersichtsgrafik „Empowerment als Philosophie der Menschenstärken“ erstellt worden:

(Durch Klicken auf die Grafik erhalten Sie eine größere Ansicht)

(Quelle: www.buergerarbeit-mv.de/index.php?id=115)

Herausforderungen

Eine schwierige Lebenslage wie die der Arbeitslosigkeit bringt Herausforderungen insbesondere für die Betroffenen, aber auch für die professionellen Helferinnen und Helfer mit sich. Ein Leben ohne Arbeit lässt unsicher in die Zukunft blicken und nimmt wertvolle Möglichkeiten, soziale Kontakte einzugehen und an der Gesellschaft teilzuhaben.
Von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen sind pauschalen Aussagen im umfangreichen Maße ausgesetzt - ihre Lebenslage wird gesellschaftlich negativ betrachtet und das Selbstbewusstsein der Betroffenen dadurch geschwächt. Einer solchen Stigmatisierung wirken Anerkennung und Wertschätzung entgegen.
Die finanziellen Möglichkeiten vieler arbeitsloser Menschen sind sehr begrenzt. Dies schränkt die Möglichkeiten zur Inanspruchnahme gesundheitsförderlicher Angebote und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein.

  • Um arbeitslose Menschen tatsächlich zu erreichen, ist es besonders wichtig, dass Gesundheitsförderungsmaßnahmen möglichst ohne finanzielle Vorauslage und Selbstbeteiligung angeboten werden.
  • Ebenfalls wichtig sind eine möglichst frühzeitige, niedrigschwellige Ansprache und die Freiwilligkeit der Teilnahme.
  • Da Arbeitslose keine homogene Gruppe sind, sollten Angebote gemeinsam mit der jeweiligen kleinen Gruppe speziell an deren Bedürfnisse und Vorerfahrungen angepasst werden.

So macht es das Projekt „Idefix Rund um den Hund“

In Berlin greift das Projekt Idefix Rund um den Hund die Kompetenzen der Teilnehmenden als Hundebesitzerinnen und -besitzer auf und nutzt sie für einen kleinen Dienstleistungsbetrieb mit dem Angebot Hundesitting. Ebenso werden die Teilnehmenden angelernt, Hundeartikel herzustellen und diese zu verkaufen, und darüber auch für Tätigkeiten wie Buchhaltung, Verkaufsleitung oder den Umgang mit PC und Internet qualifiziert.

  • Der Verlust von Arbeit, der mit Stigmatisierungen, Ausgrenzungen und dem Gefühl der Nutzlosigkeit einhergeht, macht es besonders wichtig, den Betroffenen Selbstwirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen.

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Als Wirkfaktoren des gruppenorientierten Empowerments in Stabilisierenden Gruppen geben Kuhnert und Kastner (in Hollederer 2009) unter anderem an:

  • Mitteilung von Informationen
  • gegenseitiges Sich-Mut-Machen
  • Universalität des Leidens, also die Erfahrung, mit seinen Problemen nicht alleine da zu stehen
  • das Erleben, anderen durch Feedback, Vorschläge und Vermittlung von Einsichten helfen zu können
  • Gruppenzusammenhalt
  • Die Bewältigung alltäglicher Anforderungen wird über Strukturen und feste Anlaufpunkte gefördert. Diese können selbstbestimmt genutzt werden.

So macht es das Projekt „Mut tut gut!“

In Kiel verfolgt das Projekt „Mut tut gut! - Stärkung der psychischen Gesundheit für erwerbslose Frauen“ einen verhaltensorientierten Ansatz, um persönliche Stärken bewusst zu machen und emotionale und soziale Kompetenzen durch Übungen in der Gruppe weiterzuentwickeln. So fördert zum Beispiel ein gezieltes Selbstbehauptungstraining die persönliche und soziale Handlungsfähigkeit. Durch die Planung konkreter Schritte wird individueller Unterstützungsbedarf sichtbar gemacht und dazu ermutigt, diesen einzufordern.

Quellenangaben:

Hollederer, A. (Hrsg.) (2009). Gesundheit von Arbeitslosen fördern! Frankfurt am Main: Fachhochschulverlag.

Modellvorhaben Bürger(in)arbeit.

Weltgesundheitsorganisation WHO (1986). Ottawa Charta.

Stark (2003) in: BZgA (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. S. 28-31

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