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Angebotsdarstellung

Good Practice

Veröffentlichung: 2006

Idefix Rund um den Hund

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Auch wenn der Konsum von Opiaten, wie zum Beispiel Heroin, in der Bevölkerung insgesamt eher gering verbreitet ist, besteht dennoch dringender Handlungsbedarf, da hier große gesundheitliche und soziale Probleme bestehen. Darüber hinaus ist die heutige Problematik eher im Mischkonsum von psychoaktiven Substanzen, zusätzlich Alkohol, zu sehen. Im gesundheitlichen Bereich steht vor allem das Risiko, an einer Hepatitis C oder einer HIV-Infektion zu erkranken, im Vordergrund. Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch die den Drogenkonsum oftmals begleitenden Schwierigkeiten wie Langzeitarbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und/oder Beschaffungsprostitution und deren Folgen für die körperliche, seelische und soziale Gesundheit der Betroffenen.

Fixpunkt, eine gemeinnützige Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge und sozialintegrierende Hilfen für substanzabhängigen Menschen mbH, hat sich dieses Problems angenommen und führt verschiedene Projekte für Drogenabhängige und substituierte Menschen durch. Dazu zählt auch das Projekt „IdeFix – Rund um den Hund". Ziel des Projekts ist es, die gesundheitliche und soziale Situation von substituierten drogenabhängigen Menschen zu verbessern, den (Wieder-)Aufbau sozialer Kompetenzen und die (Wieder-)Eingliederung in das Berufsleben zu fördern sowie langfristig durch das Aufbrechen von Suchtstrukturen den Rückfall in die Abhängigkeit zu vermeiden. Durch „IdeFix" kann die Zielgruppe eine neue Tagesstruktur entwickeln, Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote wahrnehmen und somit auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet zu werden.

Im Jahr 2001 wurde das Projekt „IdeFix – Rund um den Hund“ gestartet und erhielt anfangs eine Förderung der Aktion Mensch. Ein Schwerpunkt des Projektes lag zunächst darin, Drogenabhängigen oder Substituierten die Möglichkeit einer Betreuung für ihren Hund, zum Beispiel während eines Krankenhaus- oder Therapieaufenthaltes, zu bieten. Der Hund leistet hierbei eine unschätzbare Hilfe, da viele (substituierte) Drogenabhängige Besitzer bzw. Besitzerinnen eines Hundes sind und es über das Tier gelingt, einen ersten Zugang zu dieser oftmals nur schwer zu erreichenden Personengruppe zu bekommen. Wie die große Nachfrage bei „IdeFix" zeigt, besitzt das Projekt eine hohe Akzeptanz in der Drogenszene.

Seit 2005 erhält „Idefix“ eine Förderung des Europäischen Sozialfonds (ESF) in der vierten Förderperiode und verstärkte den Aufbau von tagesstrukturierenden – und vorbereitenden Maßnahmen zur Reintegration suchtmittelabhängiger Menschen.
Um die Erreichbarkeit zu erhöhen und das Angebotsspektrum zu erweitern, wird die aktuelle ESF- Maßnahme "BeTaFix" an drei Standorten in Berlin durchgeführt.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Sabine Kaiser
Dresdener Str. 20
10999 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 69565881

E-Mail: idefix(at)fixpunkt.org

Website: http://www.fixpunkt-berlin.de


Weitere Ansprechperson

Frau Astrid Leicht
Boppstr. 7
10967 Berlin (Berlin)

Telefon: 030 / 6932260

E-Mail: a.leicht(at)fixpunkt.org


Projektträger

Fixpunkt gGmbH
Reichenberger Str. 131
10999 Berlin


Hintergrund

In Berlin leben nach Angaben der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V. schätzungsweise 7.000 bis 8.000 intravenös polytoxisch konsumierende Drogenabhängige. Annähernd 10 % davon sind schwerstabhängig und weisen gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen auf. Da die Beschäftigung mit der Droge, deren Beschaffung und Konsum den Tagesablauf beherrscht und die ökonomische Situation eher schlecht ist, bleibt oftmals wenig Zeit und Geld für eine gesunde Ernährung, für Körperhygiene, adäquate Kleidung oder Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge. In Krisensituationen wird eine medizinische Hilfe zum Beispiel aus Angst vor Strafverfolgung vielfach nicht in Anspruch genommen.

Die soziale Situation der Drogenabhängigen ist ebenfalls vergleichsweise schlecht. Ein Großteil besitzt keinen Schulabschluss, ist arbeits- bzw. erwerbslos, lebt in schlechten Wohnverhältnissen und ist auf Sozialhilfe angewiesen. Aufgrund des niedrigen Einstiegsalters in den Drogenkonsum, das laut Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr liegt, werden die in dieser Zeit anstehenden Entwicklungsaufgaben nicht bewältigt. Zu diesen gehören der Aufbau sozialer Kompetenzen und Bewältigungsstrukturen, der Erwerb eines Schulabschlusses und die Entwicklung einer eigenen Lebensperspektive sowie das Erlernen wichtiger Kompetenzen für die spätere Berufstätigkeit wie Ausdauer, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.

Ein Ausweg aus der Situation ist für die Betroffenen nur schwer zu finden, da infolge der Arbeitslosigkeit wenig Tagesstruktur vorhanden ist, wichtige soziale Kompetenzen zur Bewältigung des Alltags fehlen und zudem kaum soziale Kontakte außerhalb des Drogenmilieus bestehen. Aufgrund der hohen Kosten, die durch den Drogenkonsum entstehen, bleibt für viele Betroffene nur der Weg über die Beschaffungskriminalität und/oder Prostitution, was die Situation zusätzlich verschärft. Eine Möglichkeit, den Alltag und die Zukunft neu auszurichten, bietet die Substitution durch Ersatzstoffe wie Methadon, Polamidon oder Subutex, jedoch sind flankierende Maßnahmen unerlässlich, um Suchtstrukturen aufzubrechen und eine Wiedereingliederung in das Erwerbsleben zu erreichen.

Ein Tier, vor allem der Hund, ist für zahlreiche Drogenabhängige und Substituierte ein sehr wichtiger sozialer und emotionaler Stabilisierungsfaktor und besitzt einen hohen Stellenwert, da viele Konsumentinnen und Konsumenten ohne eine partnerschaftliche Beziehung leben. Annähernd jeder zweite Betroffene bzw. jede zweite Betroffene ist Hundebesitzer(-in), sodass die Personengruppe sehr gut über dieses Medium zu erreichen ist. Dass in der Vergangenheit manche drogenabhängige Tierbesitzerinnen und -besitzer Schwierigkeiten hatten, ihr Tier zum Beispiel für die Zeit eines Drogenentzugs unterzubringen, war Anlass des Vereins Fixpunkt, das Projekt „IdeFix“ ins Leben zu rufen. Inzwischen hat sich die Angebotspalette von IdeFix deutlich vergrößert, und der Service wird sowohl von Personen aus der Szene, aber auch von Menschen, die mit Drogen jeglicher Art bislang nie etwas zu tun hatten, in Anspruch genommen. Bis zu 20 substituierte Menschen können im Rahmen des Projekts beschäftigt werden. Als Standort wählte das Projekt Räumlichkeiten unmittelbar am Kottbusser Tor und damit mitten in der größten Drogenszene Berlins.

Aktualisierung zum Hintergrund (Stand: 09/2011)
Bis zum Jahr 2011 konnte die Anzahl der substituierten Menschen, die im Rahmen von IdeFix an mehreren Einsatzstellen beschäftigt werden, auf 39 Personen ausgeweitet werden.


Vorgehen

Das Projekt startete im Jahr 2002 zunächst mit einem eher kleinen Serviceangebot und in sehr beengten Räumlichkeiten. Seitdem ist viel geschehen, denn die Nachfrage an den Serviceleistungen sowie den Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für substituierte Menschen ist kontinuierlich gestiegen und machte einen Umzug in größere und dem Bedarf besser entsprechende Räumlichkeiten erforderlich. Das Projekt richtet sich vor allem an substituierte drogenabhängige Menschen, seit 2005 ist IdeFix jedoch auch offen für alle sozial Benachteiligten und bietet eine Reihe an Unterstützungsmöglichkeiten: So übernehmen Projektmitglieder die Betreuung des Tieres, wenn drogenabhängige und substituierte Betroffene sich zum Beispiel wegen einer Entgiftungstherapie oder eines Krankenhausaufenthaltes in Einrichtungen befinden, in denen die Mitnahme von Hunden nicht gestattet ist.

Ebenso wird ein umfangreiches Serviceangebot „rund um den Hund“ vorgehalten. Dieses beinhaltet Tierbetreuungsdienste, zum Beispiel für Seniorinnen und Senioren, die abends mit ihrem Hund nicht mehr allein auf die Straße wollen. Ferner gibt es Beratungsangebote zur Hundepflege und -haltung oder zur Durchführung von Halter- und Betreuerschulungen sowie einen Vermittlungsservice von Hunden und Hundeschulen, tierärztliche Beratungen und Untersuchungen oder Rechtsberatungen. Einen weiteren wichtigen Anteil nimmt die Gestaltung und Herstellung von Hundeaccessoires und Hundekeksen durch die Substituierten ein. Betreut werden die Maßnahmen von Sozialarbeitern bzw. -arbeiterinnen, einer Betriebswirtin und externem Lehrpersonal. Durch die Arbeitsaufgaben werden die Betroffenen ihren Interessen und Möglichkeiten entsprechend an „arbeitsmarkttaugliche Tugenden“ wie Kontinuität und Übernahme von Verantwortung herangeführt und qualifiziert. Zudem trägt die eigenständige Koordination und Durchführung des Hundesitterdienstes zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei und verbessert die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Der Erlös aus dem Verkauf der Hundeartikel kommt wieder dem Projekt zugute.

Seit dem 01.07.2005 wird IdeFix durch den Europäischen Sozialfond gefördert. Damit liegt der Schwerpunkt des Projekts auf dem Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot für substituierte Menschen. Die Qualifizierungsmaßnahme umfasst eine individuelle Berufsplanung, eine berufsbezogene psychosoziale Betreuung, Bewerbungstrainings sowie die Vermittlung und sozialpädagogische Betreuung in Praktika bzw. Probearbeitsverhältnisse oder Erwerbstätigkeit. Sie wird von qualifizierten, in diesem Arbeitsfeld berufserfahrenen internen und externen Lehrkräften durchgeführt, die zudem Erfahrung im Umgang mit dieser Zielgruppe besitzen.

Eine weitere Aufgabe des Projekts besteht darin, von Drogenkonsumentinnen und -konsumenten frequentierte Plätze in Berlin zu reinigen und herumliegende gebrauchte Spritzen im Quartier einzusammeln und fachgerecht zu entsorgen. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Gemeinwesenarbeit, trägt zur Akzeptanz der Zielgruppe bei und damit zur Entspannung in diesem sozialen Brennpunkt. Zusätzlich informiert das Projekt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch über Gesundheitsthemen wie zum Beispiel gesunde Ernährung, Hygiene, Aids-Prävention oder den Umgang mit Spritzenmaterial.

Aktualisierung zum Vorgehen (Stand: 09/2011)
Die Angebote von IdeFix haben sich seit 2006 zum Teil verändert. Die Tierbetreuungsdienste wurden nahezu eingestellt. Zugleich weitete sich jedoch die Angebotspalette von Qualifizierungsmaßnahmen aus.

Das Projekt ist nun in drei Phasen unterteilt, wobei weiterhin Produkte „Rund um den Hund“ im Fokus stehen. In der ersten Phase (Einsteigerphase) erlernen und festigen Teilnehmer/innen wichtige Schlüsselqualifikationen (z.B. Pünktlichkeit) beispielsweise durch Gemeinwesen bezogene Tätigkeiten. In dieser Phase findet eine intensive Betreuung der Teilnehmer/innen durch Sozialarbeiter/innen statt. In der zweiten Phase nimmt die Zielgruppe an internen Qualifizierungskursen teil (z.B. PC-Schulungen, Nähen, Sattlerkurs, Backen, Kochen, Transferdruck, Verkaufstraining mit Lager/Bestellwesen). Die Teilnehmer/innen übernehmen ihren Interessen und Qualifikationen entsprechende leichte Produktions- oder Dienstleistungstätigkeiten „Rund um den Hund“ (z.B. Produktion von Hundehalsbändern, Verkauf der hundebezogenen Produkte im eigenen Verkaufsladen). In der dritten Phase führen die Teilnehmer/innen selbstständig bestimmte Arbeitsbereiche bzw. werden in arbeitsmarktrelevante externe Qualifikationen bzw. Schulungen und zu höherschwelligen Maßnahmenträger oder auf den Arbeitsmarkt vermittelt (Kooperationspartner sind das Kiezrestaurant Orangerie der ZiK gGmbH und Maßnahmenträger aus der Suchthilfe, sowie Bildungsträger.


Good Practice in

Empowerment

Die Betroffenen werden über das Medium Hund an verschiedene Bereiche herangeführt, die für eine spätere Erwerbstätigkeit von Bedeutung sind und die dazu beitragen, den Alltag zu strukturieren.

Nach einer ersten Kontaktaufnahme der Substituierten mit den Hundebesitzern, die sich bei IdeFix melden, führen diese die gesamte weitere Planung und Durchführung des Hundesittings eigenverantwortlich durch. Dazu gehören Vereinbarungen über die Abholzeiten des Hundes, den Treffpunkt, die Koordination der Termine und der Austausch mit den Hundebesitzern etc. Die Substituierten lernen auf diese Weise, sich und ihre Arbeit zu organisieren.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Qualifizierung der Zielgruppe. Menschen mit Drogen- oder Suchtproblemen erhalten passgenaue Hilfen und Maßnahmen zur beruflichen Orientierung, Qualifizierung und Integration. Über Fortbildungen wird die Zielgruppe befähigt, Beratungen zu hundespezifischen Themen durchzuführen bzw. Kunden an andere Ansprechpartner/innen weiterzuvermitteln. Ebenso werden die Substituierten angelernt, Hundeartikel wie zum Beispiel Hundekuchen, Hundehalsbänder etc. herzustellen und diese zu verkaufen, was auch Tätigkeiten wie zum Beispiel Buchhaltung, die Verkaufsleitung oder den Umgang mit PC und Internet einschließt.

Dass das Projekt mit diesem Konzept erfolgreich arbeitet, zeigen die vielen Nachfragen zum Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot, der hohe Anteil an Stammkunden, die auf das Service-Angebot zurückgreifen, und der gute Ruf, den das Projekt bei den Hundebesitzern genießt; so ist zum Beispiel der Hundesitterdienst meist komplett ausgebucht.

Nachhaltigkeit

Das Projekt IdeFix ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, auch Menschen in schwierigen Lebenslagen zu erreichen und neue Lebenskonzepte in deren Alltag zu verankern. Die Projektakteurinnen und -akteure hatten die Idee, sich die Tatsache zunutze zu machen, dass jeder zweite Drogenabhängige bzw. jede zweite Drogenabhängige zugleich Hundebesitzer(-in) ist. Über das Medium Tier konnte damit der erste Schritt getan werden, mit einem Teil der Zielgruppe in Kontakt zu kommen. Vor allem Hunde sind oftmals der einzige soziale Kontakt dieser Menschen; die Bindung zu ihnen ist daher sehr groß. Das Projekt orientiert sich dabei nicht an den Defiziten der Zielgruppe, sondern knüpft an deren Fähigkeiten und Interessen an, indem die Aktivitäten stets in einem engen Zusammenhang zu den Tieren stehen. So wird zum Beispiel das Wissen und die Erfahrung der Substituierten im Umgang mit den Hunden in die Beratungsangebote eingebracht, was u. a. zur Stärkung des Selbstbewusstseins beiträgt und sie wieder an Disziplinen wie Verantwortung, Pünktlichkeit oder Kontinuität heranführt. Dies ist für die weitere Erwerbstätigkeit von Vorteil.
Durch den regelmäßigen Kontakt zur Institution und zu Menschen außerhalb der Drogenszene gewinnen die Betroffenen zudem an Stabilität und sehen positive Lebensbeispiele.

Niedrigschwellige Arbeitsweise

Die Projektinitiatoren haben als Standort die Gegend um das Kottbusser Tor gewählt – einen sozialen Brennpunkt in Berlin und Aufenthaltsort vieler Drogenabhängiger –, sodass diese ohne viel Aufwand mit IdeFix in Kontakt treten und Beratung oder Hilfe für sich selbst oder für ihr Tier holen können.
Substituierten Menschen bietet IdeFix ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot und damit die Möglichkeit, nach oftmals jahrelanger Arbeits- oder Beschäftigungslosigkeit langsam ihre Fähigkeiten, Kompetenzen und so genannte sekundäre Arbeitstugenden wie Verbindlichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit (wieder) aufzubauen. Die Aktivitäten sind niedrigschwellig gehalten und orientieren sich durch ihre hundespezifische Ausrichtung an den bestehenden Fähigkeiten und Ressourcen der Zielgruppe. Zudem sind sie in Form und Umfang den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen und deren aktueller Leistungsfähigkeit angepasst. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms können nach und nach ein realistisches Bild von sich selbst entwickeln und neue Perspektiven für sich erarbeiten.


Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)

Zum Erfolg des Projektes „IdeFix“ trägt vor allem bei, dass die TeilnehmerInnen von Beginn an partizipativ eingebunden sind. Bereits seit der ersten Planungsphase werden die Wünsche und Bedarfe der Zielgruppe kontinuierlich ermittelt und berücksichtigt. Darüber hinaus ist die Zielgruppe unmittelbar an der Umsetzung beteiligt, z.B. bei Baumaßnahmen und der Gestaltung der Räumlichkeiten von IdeFix oder dem Verkauf von Hundeartikeln. Dadurch ist der Grad der Identifikation mit der Einrichtung höher und die TeilnehmerInnen sind eher motiviert, regelmäßig zu erscheinen. Um drogenabhängige und substituierte Menschen auf das Projekt aufmerksam zu machen, hat es sich in der Anfangszeit bewährt, den Kontakt über das Medium Hund herzustellen, da KonsumentInnen häufig HundebesitzerInnen sind. Die Angebote „rund um den Hund“ trugen dazu bei, dass „IdeFix“ in der Szene bekannter wurde und sind auch heute ein Markenzeichen des Projektes.

Im Laufe der Projektlaufzeit wurde wiederum deutlich, dass eine partizipative Herangehensweise allein nicht ausreicht, um die Zielgruppe dauerhaft zu motivieren, den (Wieder-) Aufbau sozialer Kompetenzen anzustreben sowie auf die (Wieder-) Eingliederung in das Berufsleben hinzuarbeiten. Während der Hundesitterdienst – welcher zu Beginn von „IdeFix“ einen Schwerpunkt des Projektes bildeten – eine sehr niedrigschwellige Beschäftigungsaßnahme zum Aufbau sozialer Kompetenzen bildete und den TeilnehmerInnen viel Freiraum bei der Ausgestaltung ließ, sind die Angebote von „IdeFix“ mittlerweile stärker lenkend und mit gezielten Forderungen verknüpft. Dabei ist es wichtig, den regelmäßigen Kontakt zu der Zielgruppe herzustellen. So werden inzwischen Zielvereinbarungen mit den TeilnehmerInnen getroffen, um (kleine) Entwicklungsschritte zu leiten und gemeinsam zu erarbeiten. Diese sind sehr individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der jeweiligen Person ausgerichtet und können z.B. eine psychologische Beratung in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Suchthilfe und/ oder eine Perspektiventwicklung mit daran anknüpfenden externen Qualifizierungskursen umfassen.

Dass die Hundesitterdienste des Projektes eingestellt wurden, hängt auch damit zusammen, dass mit der Förderung durch den EFS (Europäischen Sozialfonds) seit 2005 der Schwerpunkt von „IdeFix“ stärker auf arbeitsmarktbezogene Qualifizierungsmaßnahmen verlagert wurde. Zudem brachte der Hundesitterdienst einen sehr hohen organisatorischen Aufwand mit sich, der zusätzlich durch krankheitsbedingte Ausfälle der Sitter, die oftmals chronische Erkrankungen aufweisen, erschwert wurde.

Im Rahmen der Projektarbeit von „IdeFix“ war eine ständige flexible Anpassung erforderlich. Es stellt z.T. eine Herausforderung dar, den verschiedenen Anforderungen von außen gerecht zu werden, z.B. dem öffentlichen Auftrag gegenüber dem Förderer oder den veränderten Bedürfnissen der Zielgruppe. Letzteres hängt damit zusammen, dass die Heterogenität der TeilnehmerInnen größer geworden ist, z.B. sind immer mehr jüngere Menschen hinzugekommen. Damit sind auch die Interessen der Zielgruppen sehr unterschiedlich, sodass sich die angebotenen Qualifizierungskurse von Jahr zu Jahr ändern.

Anderen PraktikerInnen, die ähnliche Projekte umsetzen möchten, wird empfohlen, trotz Planungsunsicherheit frühzeitig zu klären, dass die Angebote dauerhaft verankert werden und damit die Nachhaltigkeit gesichert ist. Mit kurzen Projektlaufzeiten können die Ziele nicht effektiv erreicht werden. Zudem kann der Zielgruppe mit vorausschauender Planung die nötige Sicherheit gegeben - und Angst und Frust vermieden werden. In der Zusammenarbeit mit den TeilnehmerInnen ist es darüber hinaus bedeutsam, dass die Zielsetzungen nicht zu hoch sind und bereits kleine Erfolge ausreichen (z.B. Erlangung von Tagesstruktur, Selbstkompetenz und Teamfähigkeit).


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Januar 2001

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

Menschen in schwieriger sozialer Lage sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe, auch wenn sich das Angebot in erster Linie an alle richtet.

  • Langzeitarbeitslose
  • Menschen mit Behinderung in schwieriger sozialer Lage
  • Suchtkranke Personen
  • Chronisch kranke / mobilitätseingeschränkte und / oder kognitiv beeinträchtigte Personen in schwieriger sozialer Lage

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Altersgruppenübergreifend

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Die wichtigsten Multiplikatoren sind die Mitarbeiter der anderen Projekte von Fixpunkt e.V. und Fixpunkt gGmbH.


Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

- ZIK gGmbH, Kiezrestaurant Orangerie

- Netzwerk sucht + arbeit

- AGH- Träger aus der Suchthilfe

- einige Bezirksämter von Berlin


Schwerpunkte des Angebotes

  • Sucht
  • Psychische Gesundheit
  • Stärkung sozialer Kompetenzen
  • Soziale Teilhabe (Integration, Inklusion)
  • Sonstiges

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Stand

11.01.2019

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